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Europaparlamentarier besucht Fischwerk

02.07.2018

Gemeinsamer Pressetermin von Werner Kuhn, MEP, und Dr. Uwe Richter, Geschäftsführer von Euro Baltic

Am 2. Juli 2018 besuchte Werner Kuhn, Mitglied des Europäischen Parlamentes und stell-vertretender Vorsitzender des Fischereiausschusses im Parlament das Fischverarbeitungs-werk Euro Baltic in Mukran. Gemeinsam mit dem Geschäftsführer des Werkes, Dr. Uwe Richter, hatte er zu einem Pressegespräch eingeladen.

v.l. Werner Kuhn, MEP, Dr. Uwe Richter, Geschäftsführer bei Euro Baltic, und Burkhard Lenz, MDL, beim Pressegespräch

v.l. Werner Kuhn, MEP, Dr. Uwe Richter, Geschäftsführer bei Euro Baltic, und Burkhard Lenz, MDL, beim Pressegespräch

Zwei Themen standen bei dem Gespräch im Mittelpunkt. Das war zum einen das drohende Fangverbot für den Hering der westlichen Ostsee im nächsten Jahr, zum anderen der Brexit. Beide könnten für das Fischverarbeitungswerk in Mukran schwerwiegende Folgen haben.

Die Küstenfischer an der deutschen Ostseeküste müssen sich auf schwere Zeiten einstel-len, da nach der kürzlich veröffentlichten Fangempfehlung des Internationalen Rates für Meeresforschung (ICES) für den westlichen Heringsbestand in der Ostsee ein Fangstopp droht. Aber Fischer, Fischverarbeitung und Politiker wollen ein drohendes Heringsfangverbot in der westlichen Ostsee nicht widerstandslos hinnehmen. Inzwischen formiert sich Wider-stand. Auf Initiative von Werner Kuhn wurde gemeinsam mit dem Landesverband der Kutter- und Küstenfischer eine an EU-Fischereikommissar Karmenu Vella gerichtete Petition ge-startet, um ein Fangverbot für 2019 zu verhindern. Unterstützung erhoffen sich die Initiatoren von den deutschen Küstenkommunen. Um die verheerenden sozioökonomischen Konse-quenzen zu vermeiden, die ein totaler Fangstopp hätte, wird in der Petition eine Mindest-quote für die Kutter- und Küstenfischer gefordert. Diese sei notwendig, um einerseits den regionalen Kundenstamm der Fischereibetriebe nicht zu verlieren, und um andererseits finanzielle Hilfen in Form von Ausgleichszahlungen überhaupt in Anspruch nehmen zu können. Ansonsten verlören die Fischer ihre Existenzgrundlage, sagte Kuhn. "Sozioöko-nomische Aspekte müssen bei der Festlegung der Quote eine Rolle spielen." Der EU-Ministerrat entscheidet im Oktober über die Fangmengen für 2019.

Auch von Seiten des Fischverarbeitungswerkes Euro Baltic wurde die Null-Fang-Empfehlung des ICES für die Ostsee und die drohende Kürzung der Nordsee-Quote um 52 Prozent kritisiert. Die Wissenschaft sei weiter aufgefordert, die Ursachen des Bestandsrückgangs zu erforschen, sagte Geschäftsführer Uwe Richter.

Auch wegen des bevorstehenden Brexits arbeitet das Werk nach Angaben Richters an alternativen Lösungen zur Auslastung. Euro Baltic gehört mit einer Verarbeitungsmenge jährlich ca. 50.000 Tonnen Hering aus Nord- und Ostsee zu den größten Fischverarbei-tungswerken in Europa. Etwa 40.000 Tonnen des in Mukran verarbeiteten Herings stammen aus der Nordsee. Dieser wird zu 100 Prozent in britischen und damit direkt vom Brexit betroffenen Gewässern gefangen. Über die bisherigen Brexitverhandlungn sagte Richter: "Die inzwischen ausgehandelte Beibehaltung des Status quo mit Großbritannien bis 2020 ist ein Zwischenschritt." Er setze darauf, dass sich EU und Großbritannien für die Zeit danach auf einen Kompromiss einigen, der den gegenseitigen Zugang zu den Fischerei-gewässern und ein Freihandelsabkommen beinhalte.

Dennoch geht man bei Euro Baltic davon aus, dass die Anlandungsmengen in den nächs-ten Jahren deutlich zurückgehen könnten. Um das Werk auch zukünftig auszulasten und die 200 Arbeitsplätze zu erhalten werde derzeit an alternativen Lösungen gearbeitet, so Richter. Bereits in diesem Jahr hatte die Reduzierung der Heringsquote dazu geführt, dass das Werk im März und April wegen zu geringer Stellnetzanlandungen nicht ausgelastet gewesen sei. Euro Baltic will jetzt verbindliche Gespräche mit den Fischereiunternehmen führen, um eine diskontinuierliche Belieferungen im kommenden Jahr auszuschließen.

Darauf angesprochen, ob die Annahme und Verarbeitung von Heringen aus der östlichen Ostsee in den Überlegungen eine Rolle spielten, sagte Richter, dass man das derzeit wegen der dort zum Teil beobachteten Überschreitungen der Schadstoffgrenzwerte aus-schließe.

Die Fischer machen neben klimatischen Veränderungen die zunehmende Robbenpopulation in der "Kinderstube des Herings", dem Greifswalder Bodden, für den Rückgang der Herings-bestände in der westlichen Ostsee verantwortlich. Der EU-Abgeordnete Kuhn sagte dazu, dass wenn der Robbenbestand eine stabile Größe erreicht habe und eine fischereiliche Tätigkeit durch die Robben nicht mehr möglich sei, auch Abschüsse von Robben zur Bestandsregulierung kein Tabu sein dürfen. Er verwies dabei auf die in Dänemark bereits genehmigten Abschüssen von Kegelrobben rund um Bornholm. Auch in Finnland können Robben geschossen werden.

Da die Themen die Region derzeit sehr bewegen, waren viele Journalisten nach Sassnitz/Mukran gekommen

Da die Themen die Region derzeit sehr bewegen, waren viele Journalisten nach Sassnitz/Mukran gekommen

Im Anschluss an das Pressegespräch gab es einen geführten Rundgang durch das Fisch-verarbeitungswerk, bei dem Produktionsleiter Matthias Reichert das Werk vorstellte und die Fragen der Journalisten beantwortete.

Werksführung

Produktionsleiter Matthias Reichert (re.) stellte das Werk vor und stellte sich gemeinsam mit Werner Kuhn (li.) und Dr. Uwe Richter den Fragen der Journalisten

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